Ich und er und null Verkehr by Kim Schneyder

Ich und er und null Verkehr by Kim Schneyder

Autor:Kim Schneyder [Schneyder, Kim]
Die sprache: deu
Format: mobi
ISBN: 9783492956802
Herausgeber: Piper ebooks
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Ich

So, jetzt habe ich erst mal meine Ruhe. Ich strecke die Füße von mir und blinzle träge in die Sonne.

War gar nicht so einfach heute. Kerstin hat sich einen grassierenden Virus eingefangen und muss zu Hause das Bett hüten, und wenn man die Gruppe alleine beaufsichtigen muss, kommt man ganz schön ins Schwitzen. Aber den schwierigsten Teil des Vormittags habe ich jetzt hinter mir, und nachdem die Kinder ihr Pausenbrot verputzt haben, kann ich mich endlich dem gemütlichen Teil widmen: Auf der Bank im Hof sitzen und den Kindern beim Spielen zusehen.

Schön ist das. Über mir sitzen ein paar Vögelchen im Baum und zwitschern vergnügt ihre Lieder. Richtig entspannend.

Okay, ganz entspannt bin ich nicht. Die letzten Tage habe ich so ein Kribbeln im Bauch, das immer stärker zu werden scheint. Ein paar Dinge laufen nämlich nicht ganz so, wie ich es mir vorgestellt habe.

Mein Buch zum Beispiel. Wir haben jetzt Freitag, was bedeutet, dass der Beckstein-Verlag mein Manuskript schon eine Woche im Haus hat. Eine ganze Woche! Ich meine, es sind doch nur läppische hundert Seiten! Wie lange kann eine vernünftige Lektorin denn brauchen, um die zu lesen? Sicher, sie hat es vielleicht noch an eine Kollegin weitergereicht oder an Dr. Baumann, um eine zweite oder dritte Meinung einzuholen. Und wahrscheinlich gibt es dann auch noch das eine oder andere zu besprechen. Die Höhe der Erstauflage zum Beispiel, den Erscheinungstermin und die Höhe des Vorschusses.

Ha, Vorschuss! Bei diesem Gedanken hebt sich meine Stimmung augenblicklich. Wie hoch der wohl ausfallen wird? Zehntausend? Oder mehr? Weniger? Oder womöglich gar nichts …?

Ich sinke wieder ein bisschen in mir zusammen. Jedenfalls haben die eine ganze Menge zu besprechen, das ist klar. Aber eine ganze Woche lang? Irgendetwas stimmt da nicht. Hm.

Ich nehme einen Schluck aus der Wasserflasche, die ich mir mitgebracht habe, dann scharre ich nachdenklich mit meiner Schuhspitze im Sand herum.

Abgesehen von meinem Buch gibt es noch ein anderes Problem. Mit unserer Beziehung. Ich bin mir nicht mehr so sicher, ob es eine gute Idee war, Martin das Buch zu zeigen. Am Anfang fand ich es ganz toll, dass wir jetzt beide wissen, wie der andere tickt, aber mittlerweile habe ich den Eindruck, dass er da was falsch versteht.

Diese Lagerfeuersache zum Beispiel. Ich weiß, er braucht das, und er braucht auch seine Kumpels. Aber braucht er sie jeden Tag? Und wenn er nach Hause kommt, lässt er sich von vorne und hinten bedienen. Mir ist schon klar, dass es praktischer ist, wenn ich ihm die Sachen bringe, weil ich sie leichter finde. Aber er könnte zwischendurch doch wenigstens mal versuchen, sie selbst zu finden, nicht wahr?

Und wenn ich dann fix und fertig bin vom Hin- und Herflitzen zwischen Küche und Wohnzimmer und der restlichen Hausarbeit, will er auch noch Sex. Aber nicht etwa so wie früher, als er noch aufmerksam und zärtlich war, sondern irgendwie … mechanisch.

Okay, in dem Buch steht, dass Männer auf diese Weise ihre Liebe ausdrücken, aber deswegen bin ich doch noch lange keine Gummipuppe, oder?

Und mittlerweile bin ich mir auch gar nicht mehr sicher, ob das alles so stimmt, was die da schreiben.



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